September 2023
Zeitschriften-Umschau (September 2023)
Medienbildung, Medienpädagogik, Medienkompetenz – auf dieser Seite stellen wir Artikel aus aktuellen Fachzeitschriften vor. Viele davon können online gelesen oder heruntergeladen werden.
Materialität(en) und Medienbildung
Medienimpulse – Beiträge zur Medienpädagogik Bd. 61, Nr. 2 (2023)
„Medienimpulse – Beiträge zur Medienpädagogik“ ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift zum Thema Medienpädagogik aus Österreich. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und erscheint vierteljährlich als Online-Magazin. Alle Beiträge sind kostenfrei zugänglich.
Die Medienbildung hat sich schon immer auch mit den Geräten und den physischen Gegebenheiten samt ihren Möglichkeiten für die Kommunikation und den Umgang mit Medien beschäftigt. Einzelne Artikel der neuen „Medienimpulse“ untersuchen den Zusammenhang von Materialität(en) und Medienbildung.
Den Beginn macht der Medien- und Filmanalytiker Ulrich Kumher mit dem Beitrag „Zur medialen Materialität von Handys“). Er liefert zunächst eine interessante Beschreibung der Darstellung und Bedeutung von Handys und Smartphones in Filmen – von diesem schnurlosen Telefon, das die Form und Größe eines Knochens hatte, über den kleinen Supercomputer in der Hosentasche bis hin zu einer Cyborgisierung des Körpers. Anschließend geht der Autor, immer wieder filmische Aspekte aufgreifend, auf die Äußer- und Innerlichkeiten, die Ästhetik sowie die Wertstoffe und Hardware des Smartphones ein, erläutert die Funktionen im Sinne von Status-, Machtsymbol und Modeartikel, ja sogar unter religiösen Gesichtspunkten, um daraus einige medienpädagogische Gedanken abzuleiten.
Von „Bildung und Medien bei Jakob Julius David“, einem österreichischen Journalisten und Schriftsteller, der u.a. 1906 sein medienkritisches Werk „Die Zeitung“ veröffentlichte, handelt Erkan Osmanovićs Artikel „‚… so groß die Macht der Zeitung für allgemeine Bildung sei, so läge doch auch ein korruptes und korrumpierendes Element in ihr’“.
Außerhalb des Schwerpunkts „Materialität(en) und Medienbildung“ finden sich noch Beiträge zur Forschung (u.a. Ina Maria Maahs, Cedric Lawida, Janna Gutenberg und Kathrin Drews: „Wie nutzen Schülerinnen und Schüler digitale Medien zum sprachlichen Lernen in allen Fächern? – Eine Fragebogenstudie mit Jugendlichen zur Nutzung digitaler Medien als [mehr-]sprachliche Hilfen“) und zur Praxis (z.B. „Künstliche Intelligenz im Unterricht – Lehr-/Lernszenarien für verschiedene Gegenstände“ von Katja Schirmer, Martin Berger, Klaus Himpsl-Gutermann, Setara-Anna Lorenz und Michael Steiner).
Die Utopie ist da. Wie umgehen mit künstlicher Intelligenz?
mediendiskurs (Ausgabe 105, 3/2023)
Die Fachzeitschrift wird herausgegeben von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und informiert über Entwicklungen beim Jugendmedienschutz, in der Medienpolitik und ‑pädagogik sowie verwandten Forschungsdisziplinen; erscheint vierteljährlich. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
In der aktuellen „mediendiskurs“-Ausgabe steht das Thema künstliche Intelligenz im Vordergrund: Es geht um gesellschaftliche Folgen, um ethische Fragen, um Bildung und um Kreativität.
Manfred Stede liefert in „Chatting Today: Von unschuldigen Algorithmen zu stochastischen Papageien und mutigen Bullshit-Generatoren“ (S. 12-17) einen Aufriss der Entwicklung von Sprachmodellen: von den ersten Sprachbots über neuronale Netze bis hin zu KI-Modellen wie ChatGPT.
Joachim von Gottberg wirft im Titel seines Artikels „Künstliche Intelligenz – Hilfreiche Assistenz oder Bedrohung der Menschheit?“ (S. 18-23) eine Frage auf, die in den letzten Wochen ausführlich diskutiert wurde: Kann KI der Menschheit gefährlich werden, kann eine Superintelligenz uns vernichten?
Um verschiedenen Problemen und Gefahren, die durch die Anwendung von KI entstehen können und könnten, entgegenzutreten, wird oftmals eine gewisse Regulierung gefordert. Darüber sowie zu ethischen Dimensionen der KI-Nutzung hat Joachim von Gottberg mit Simon Hirsbrunner vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen gesprochen. („Ethische Prinzipien und die Regulierung künstlicher Intelligenz“, S. 24-27)
In einem weiteren Interview (von Paul Sutter mit Anne Lauscher in: „‘KI wird unsere Gesellschaft transformieren!‘“, S. 28-31) werden die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI-Systemen an Hochschulen besprochen, aber auch die Gefahren im Bereich Beruf und Alltag diskutiert, z.B. Benachteiligungen bei stereotypen und diskriminierenden KI-Bewertungen von Bewerber*innen für einen Arbeitsplatz.
Nicolaus Wilder zeigt in seinem Artikel „KI und das Ende aller Bildung? Warum ein Blick zurück vielversprechender als Zukunftsvisionen sein kann“ (S. 32-37) zunächst die verschiedenen Reaktionen auf die Freigabe des KI-Sprachmodells ChatGPT für Bildung oder besser Bildungsinstitutionen auf: Es sei über Verbote diskutiert worden, über neue Prüfungsszenarien, aber auch über die Chancen und Vorteile von solchen Sprachmodellen. Der Autor möchte diese Probleme grundsätzlicher angehen und fragt nach dem „Wesen von Bildung“.
In weiteren Beiträgen geht es um den Faktor Kreativität bei der Nutzung von KI (Jules Villbrandt: „‚Am Ende braucht man immer noch einen kreativen Kopf, der etwas erschafft‘“, S. 38-43), um KI im Film (Uwe Breitenborn: „Künstlerische Intelligenz. Was erzählen uns fiktionale Szenarien über künstliche Intelligenz [KI]?“, S. 44-47) und um die Diskussionen zu KI – und wer eigentlich wo seine Meinung zu KI kundtut (Roberto Simanowski: „Interessenkonflikte. Wer erklärt uns da eigentlich die KI?“, S. 48-49).
Außerhalb des Schwerpunkts „Künstliche Intelligenz“ finden sich u.a. Beiträge zur Bekämpfung digitaler Gewalt auf Onlineplattformen, zur Frage, wie Medien unsere Vorstellung von Wirklichkeit verändern können, sowie zu virtuellen Influencer*innen.
Ökonomie und Medien. Entwicklungen – Zusammenhänge – Herausforderungen
merz – Zeitschrift für Medienpädagogik (Ausgabe 4/2023)
Medienpädagogische Fachzeitschrift, hrsg. von Kathrin Demmler, Prof. Dr. Bernd Schorb und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis; erscheint alle 2 Monate. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig.
Ökonomie und Medien sind fest verbunden – laut Friedrich Krotz, der in dem ersten Schwerpunkt-Artikel „Am Anfang war der Buchdruck“ (S. 10-19) von Susanne Eggert interviewt wird, sogar schon seit einigen Jahrhunderten: als Folge der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert, einer Medienproduktionsweise, die dem Buch das Einzigartige nahm. Flugblätter, Enzyklopädien, technische Medien wie Schallplatten, Kameras, Telefonapparate, Handys, Computer, Internet (samt Cookies, Dark Patterns und Fake-Shops) folgten. Und mit ihnen „viele Einflüsse aus der Wirtschaft auf die Medien – Mediengeräte, Medieninhalte und die Medienentwicklung“ (S. 15).
Tatjana Halm betont in ihrem Beitrag „Medien und Wirtschaft: Die Rolle der Verbraucher*innen in einer vernetzten Welt“ (S. 20-28) die Notwendigkeit, dass Mediennutzer*innen das Zusammenspiel von Medien und Wirtschaft verstehen sollten: Werbung, Suchmaschinenoptimierung, Nudging, Dark Patterns, Influencing werden hier näher erläutert, Abzocke und Manipulation im digitalen Raum beschrieben.
Hinzu kommen Artikel, die das Positionspapier „Bildung und digitaler Kapitalismus“ der gleichnamigen Initiative vorstellen und näher erläutern (S. 35-46), ein Beitrag zum medienpädagogischen Forschungs- und Praxisprojekt „ACT ON!“ und Tipps, wie das Thema „digitaler Kapitalismus“ in der Jugendarbeit aufgegriffen und behandelt werden kann. (S. 50-59)
Medienkompetenz in einer digitalen Welt
Informationen zur politischen Bildung, Heft 355 (Juli 2023)
Historische, politische und sozialwissenschaftliche Themen bietet die Zeitschrift „Informationen zur politischen Bildung/IzpB“, die junge Leute ebenso ansprechen möchte wie Student*innen, Medienschaffende und generell alle politisch Interessierten. Die Publikation erscheint viermal pro Jahr und kann als Druckausgabe kostenlos bestellt oder als PDF heruntergeladen werden.
Einen kleinen Rundumschlag zum Thema Medienkompetenz unternimmt die neue Ausgabe der „Informationen zur politischen Bildung“, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Es geht um historische und theoretische Grundzüge, z.B. in Johannes Gemkows Artikel „Zur Geschichte der Medienkompetenz“ (S. 6-10), um die Berührungspunkte von Medienkompetenz und Familie, Kita, Schule sowie um aktuelle Fragen, Diskurse und Herausforderungen, z.B. zum Jugendschutz, zum Vertrauen in die Medien (s. den Artikel „Vertrauenskrise des Journalismus“ von Markus Beiler und Uwe Krüger, S. 45-47) und zur Chancengerechtigkeit. Ergänzt werden diese Beiträge durch ausgewählte Presseartikel. Die Zeitschrift kann als PDF kostenlos heruntergeladen und gelesen oder bestellt werden.
Mehr Demokratie liken
Scout 1/2023
Zweimal im Jahr bietet die Zeitschrift scout Eltern von drei- bis 14-jährigen Kindern Informationen und Hilfen zur Medienerziehung. Die Printausgaben können kostenlos bestellt werden oder heruntergeladen oder direkt online gelesen werden. Herausgegeben wird scout von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH).
Junge Menschen können durch digitale Medien für die Demokratie begeistert werden und eine gezielte Medienkompetenz-Vermittlung schützt vor Hassnachrichten, Fake News oder Cybermobbing. Scout, das kostenlose Magazin für Medienerziehung, widmet sich in der ersten Ausgabe des Jahres 2023 ganz dem Thema „Mehr Demokratie liken“ und gibt Eltern, Erziehenden, Multiplikator*innen und Medienpädagog*innen wertvolle Tipps. Zu Wort kommen Expert*innen, unter anderem Christina Hübers vom Verein „ichbinhier“, Markus Krajc vom Landesjugendring Schleswig-Holstein und in der Rubrik „Jetzt kommen wir!“ junge Nutzer*innen zwischen 7 und 13 Jahren. Das Heft kann kostenfrei bestellt werden und steht zum Download im PDF-Format bereit.
Das Heft über Social Media
Was geht? 1/2023
Die Publikationsreihe „Was geht?“ wird herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und behandelt Themen für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen. Sie umfasst jeweils ein „Was geht?“-Heft für Jugendliche und ein Begleitheft für Pädagog*innen, die kostenlos bestellt oder als PDF heruntergeladen werden können.
In der neuen Ausgabe von „Was geht?“ dreht sich alles um Social Media: um Werbung, Influencer*innen, Fake News, Cybermobbing und natürlich um einzelne Apps (TikTok, Instagram usw.). Die von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) herausgegebene Schriftenreihe für Jugendliche wurde speziell für die pädagogische Arbeit, zum Beispiel an Hauptschulen oder in der offenen Jugendarbeit, entwickelt – inklusive eines Begleithefts für Pädagog*innen mit Methodenbeschreibungen und Hintergrundinformationen.