Dezember 2021
Zeitschriften-Umschau (Dezember 2021)
Auf dieser Seite stellen wir medienbildungsrelevante Artikel aus aktuellen Fachzeitschriften vor. Viele Artikel können online abgerufen oder heruntergeladen werden.
Influencer*innen und Gesundheit
tv diskurs 98 (4/2021)
Die Fachzeitschrift wird herausgegeben von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und informiert über Entwicklungen beim Jugendmedienschutz, bei Medienpolitik und ‑pädagogik sowie verwandten Forschungsdisziplinen; erscheint vierteljährlich. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
Die Zeitschrift hat als Schwerpunkt das Thema „Gesundheit“. In dem Beitrag „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Content-Generator Ihres Vertrauens!“ von Laura-Maria Altendorfer geht es um Influencer*innen, die ihr Verständnis von Gesundheit und Wohlergehen über Social Media öffentlich machen. Ob sie wollen oder nicht, ob sie sich dessen immer bewusst sind oder nicht: Sie gelten für viele Follower als Vorbilder und auch Wissensvermittler. Das kann Chancen und Gefahren bergen.
Digitale Jugendkultur
MedienConcret (Ausgabe 2021)
Magazin zu einem einzelnen Thema, herausgegeben vom Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) und dem jfc Medienzentrum; erscheint einmal jährlich. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig, einzelne Artikel werden zum kostenfreien Download angeboten.
Jugendliche möchten keine Kinder mehr sein, sind aber noch nicht erwachsen. In diesem Spannungsfeld gilt es für sie, sich zu finden, ihre Identität herauszubilden. Internet und Social Media bieten dafür andere Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren – aber auch andere Gefahren und Probleme. Die neue Ausgabe von MedienConcret bietet eine Rundschau zur „Digitalen Jugendkultur“.
Nach einem Artikel zum Wandel der Jugendkultur im 20. und 21. Jahrhundert finden sich unter anderem folgende Beiträge:
Miguel Plewka beschreibt in „Party im Lockdown“ eine neue Art der Housepartys, die durch die Corona-Pandemie entstanden ist: Lockdown-Partys über Skype, Zoom oder andere Apps. Der Autor hat dafür exemplarisch mit zwei jungen Leuten, einem Abiturienten und einer Studentin, gesprochen.
In ihrem Artikel „Inspiration für die Identitätsbildung“ (S. 20 ff.) erklärt Kim Beck, was Instagram ist, wie es sich entwickelt hat und was es für junge Leute bedeutet, sich dort zu präsentieren. Es geht um Stars und Influencer und warum sie solch eine Anziehungskraft auf Jugendliche haben, aber auch um die Gefahren. Die Autorin zeigt Möglichkeiten auf, dies auch für die medienpädagogische Praxis zu nutzen.
Ein anderer Beitrag („Im Banne der Geborgenheit“ von Matrius Hanke, S. 26 ff.) analysiert das sogenannte Binge-Watching, also das stundenlange Schauen von Serien. „Im Internet ist es einfacher zu passen“ (S. 41 ff.) – so beschreibt Jans Magnus Nikolaus die Vorteile des Internets mit seinen Möglichkeiten, sich zu informieren und sich auszutauschen, für LGBTQ+ Menschen. Über die Faszination von TikTok erzählen Björn Friedrich und Milena Weidler in dem Beitrag „Wenn Seemannsgarn zum Online-Hype wird“ (S. 44 ff.): Die Plattform ist vielseitig und bietet spannende und kreative Inhalte – aber hat eben auch ihre Schattenseiten wie: gefährliche Challenges, Bodyshaming und Sexismus. In weiteren Artikeln geht es um das Spiel „Among us“ (S. 48 ff.), um Popmusik und Streaming-Dienste (S. 52 ff.), um Online-Dating (S. 72 ff.), um Rechtsradikalismus auf Telegram (S. 77 ff.) und um „Medien und Magersucht“ (S. 80 ff.). Weniger um Gefahren als um Chancen geht es dann in Beiträgen zu den Themen “Potenziale digitaler Jugendbeteiligung” (und neuer Partizipationsmöglichkeiten) und “Angebote der Kulturellen Bildung” (S. 87 ff.).
zur Website der Zeitschrift mit Inhaltsübersicht und einigen Artikeln zum Download
Kinder und Nachrichten
TelevIZIon (Ausgabe 34, 2021, Nr. 3)
Fachzeitschrift, des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen, IZI. Das Institut untersteht dem Bayerischen Rundfunk. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
Was verstehen Kinder in Deutschland unter Nachrichten? Nutzen sie Nachrichtenbeiträge und wenn ja, wie? Für welche Themen interessieren sich Kinder bei Kindernachrichten? Und kennen Journalisten von Kindernachrichten diese Interessen? Diese und mehr Themen behandelt die neueste Ausgabe von TelevIZIon.
Lehrkräfte, Apps und Datenschutz
Medienimpulse, Bd. 59, Nr. 3 (2021)
„Medienimpulse – Beiträge zur Medienpädagogik“ ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift zum Thema Medienpädagogik aus Österreich. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und erscheint vierteljährlich als Online-Magazin.
Die zurückliegenden 20 Monate waren nicht leicht für Lehrkräfte und Schüler*innen. Die technischen Voraussetzungen für einen Fern- oder Distanzunterricht waren vielfach nicht gegeben, es fehlte vielen Lehrkräften das Know-how, um ihren Schüler*innen den Unterrichtsstoff „per Bildschirm“ zu vermitteln, und die Schüler*innen waren oftmals extrem verunsichert, wie sie mit der neuen Lernsituation umgehen sollten. Helfen können Apps: für die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden, aber auch für bestimmte Lerninhalte – doch da ist ja noch der Datenschutz …
Der Artikel „Hast du die AGB gelesen? Praxiserfahrungen und -reflexionen für Lehrpersonen zum Umgang mit Datenschutzfragen“ von Franco Rau und weiteren geht auf dieses Thema ein. Die Autor*innen halten zunächst fest, dass „häufig Anwendungen genutzt [wurden], die aus einer datenschutzrechtlichen Perspektive problematisch sind“ (S. 3). Wie die Datenschutzhürden überwunden werden können, wird an Praxisbeispielen erläutert: Was muss bei der Auswahl von Apps beachtet werden? Welche Kriterien gibt es zur Einschätzung/Bewertung? Anschließend werden medienpädagogische Perspektiven für die Schulentwicklung vorgestellt.
Medienbildung für nachhaltige Entwicklung
merz – Zeitschrift für Medienpädagogik (Ausgabe 2021/04)
Medienpädagogische Fachzeitschrift, hrsg. von Kathrin Demmler, Prof. Dr. Bernd Schorb und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis; erscheint alle 2 Monate. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig.
„Medienbildung für nachhaltige Entwicklung“ ist das Schwerpunktthema der vierten Ausgabe 2021 der Zeitschrift merz. Darin geht es einerseits um den Begriff oder die Idee „Nachhaltigkeit“, andererseits (und vor allem) um Bildung oder Medienbildung für eine nachhaltige Entwicklung. Dabei wird die ökologische, die ökonomische und die gesellschaftliche Perspektive von Nachhaltigkeit im Blick behalten.
Marco Riekmann führt in seinem Artikel „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (S. 12 ff.) vier konstitutive Elemente einer nachhaltigen Entwicklung auf (Gerechtigkeit, ökologische Grenzen, globale Orientierung und Partizipation) und zeigt Wege auf, wie die Kompetenzen und Werteorientierung von den Lernenden entwickelt werden können.
Ein Dilemma im Verhältnis von Nachhaltigkeit und Digitalisierung beschreibt der Beitrag „Nachhaltigkeit als Konflikt“ (S. 20 ff.) von Lothar Böghnisch: „Grundprinzipien sozialer Nachhaltigkeit“ werden im Internet einerseits oft verletzt. Andererseits sind Netzwerke entstanden, die nachhaltige Ideen und Initiativen zusammenfinden lassen und stärken. Dies müsse bei der praktischen medienpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen beachtet werden.
Nach einer kurzen Vorstellung der „Agenda 2030“ der UNO, des UNESCO-Programms „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE 2030)“ und des Berichts „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) von 2019 zeigt Gerda Sieben in ihrem Artikel („Offene Enden endlich verknüpfen“, S. 27 ff.), wie medienpädagogische Fachkräfte auf Jugendliche zugehen können, die sich in Zeiten von Corona und Klimakrise nicht ernst genommen fühlen: Wie kann eine nachhaltige Medienbildung im digitalen Zeitalter erfolgreich sein?
Hochschullehre und Schulunterricht in Coronazeiten
Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik (Ausgabe 21, 2021)
Online-Magazin des „Interdisziplinären Zentrums für Medienpädagogik und Medienforschung“ der PH Ludwigsburg; erscheint alle zwei Jahre. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
Es geht in dem Online-Magazin um die direkten Erfahrungen aus der digitalen Lehre in der Zeit der Corona-Pandemie: Inwieweit können die Notfall-Maßnahmen zur Durchführung der Lehre und Bereitstellung von Lernmaterialien und -inhalten über digitale Kanäle das „mediengestützte und onlinebasierte Lehren und Lernen in Schulen und Hochschulen deutlich voranbringen“? (Editorial, S. 2) Es wurden Studierende zu ihren Erfahrungen mit den neuen Studiensituationen befragt, die Erfahrungen mit neuen Lehr-Lern-Formaten untersucht. Weitere Beiträge beschäftigen sich auch mit den Veränderungen im Schulunterricht, zum Beispiel mit den Herausforderungen und Bewältigungsstrategien von Kindern in der Grundschule.
Kreativität und Digitalität
merzWissenschaft (Ausgabe 2021)
Medienpädagogische Fachzeitschrift, hrsg. von Kathrin Demmler, Prof. Dr. Bernd Schorb und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Einmal im Jahr erscheint merzWissenschaft als Sonderausgabe. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig.
In der jährlich erscheinenden Sonderausgabe der Zeitschrift merz (Medien und Erziehung, Zeitschrift für Medienpädagogik) dreht sich 2021 alles um die Kreativität in Verbindung mit digitalen Medien: Wo schaffen digitale Medien Raum und Anregung für kreatives Handeln, wo beschränken sie dieses?
Das Heft bietet einige Gedanken und Definitionen von Kreativität sowie ein recht vielfältiges Themenspektrum. So geht es beispielsweise um die Frage, ob Informatik überhaupt kreativ sein kann, sowie um mögliche Zugänge zu „informatisch-technischer Kreativität“, zum Beispiel das Hacking oder Programmierumgebungen wie Scratch. Es folgen Beiträge zur „Kreativitätsförderung durch Computational Thinking“ und wie diese im Unterricht realisiert werden kann – zum Beispiel mittels Coding und Robotern.
Der Artikel „Kreatives Handeln und bildungsorientierte visuelle Programmiersprachen“ (S. 36 ff.) zeigt auf, wie die Kreativität bereits in der Entwicklung medialer Produkte mit Programmierwerkzeugen (zum Beispiel Scratch) sichtbar gemacht werden kann, und der Beitrag „Der Schmetterlingseffekt kreativer Prozesse“ beschreibt, wie das Streben nach Anerkennung die Kreativität fördern kann (unter Berücksichtigung und Abhängigkeit der Algorithmen von sozialen Medien). Weitere Artikel thematisieren „Design Thinking“ und „Serious Play“, den Lese- und Literaturunterricht in der Grundschule mit Blick auf die Kreativität in Verbindung mit analogen und digitalen Mitteln, aber auch die Förderung von Medienkompetenzen im Alter – auch hier über den Weg der Kreativität.
Bildung und digitale Medien
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (Volume 24, issue 5, October 2021)
Wissenschaftliche Fachzeitschrift für die gesamte Erziehungswissenschaft; erscheint vierteljährlich. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
In dieser Ausgabe geht es um „Bildung für eine digitale Zukunft“. Prof. Dr. Katharina Scheiter vom Leibniz Institut für Wissensmedien zeigt in ihrem Artikel „Lernen und Lehren mit digitalen Medien: Eine Standortbestimmung“ auf, wie zwei Forschungsperspektiven zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht zusammengebracht werden können. Es geht darin zum einen um das „Lernen mit digitalen Medien“ (technology-enhanced learning, kurz TEL), bei dem eine Person zumeist ohne Lehrbeistand in einem abgeschlossenen, technischen Szenario etwas lernt oder lernen soll. Zum anderen wird das sogenannte „Lehren mit digitalen Medien“ (technology-enhanced teaching, kurz TET) erklärt: Es gibt ein Lernthema, das durch einen Mix aus analogen und digitalen Medien unter Anleitung einer Lehrperson erarbeitet wird. Da einige Gemeinsamkeiten in den Grundannahmen von TEL und TET bestehen, sieht die Autorin großes Potenzial in der Zusammenführung beider Perspektiven.
In einem weiteren Artikel geht es um Open Educational Resources (OER), also frei zugängliche und frei einsetzbare kostenlose Lehr-, Lern- und Forschungsmaterialien, die für die weitere Verwendung auch verändert werden dürfen. Der Autor zeigt den Stand der internationalen empirischen Forschung zu OER auf und fragt nach den „potenziellen Wirkungen und möglichen komparativen Mehrwerten gegenüber ‚traditionellen‘ Bildungsmaterialien“ des Einsatzes von OER für eine Bildung in einer digitalen Welt. Hieran schließt sich die Frage, inwieweit Lehrkräfte bereit sind, digitale Technologien in ihren Unterricht einzubauen. Dass dies nicht nur eine Frage der vorhandenen Technik und der Möglichkeiten zur Weiterbildung für den pädagogisch-didaktischen Einsatz ist, zeigen unter anderem empirische Forschungen aus dem englischsprachigen Raum, dies sich mit Einstellungen der Lehrkräfte zu digitalen Technologien beschäftigen: also Akzeptanz oder Ablehnung.
Der Artikel „Jenseits von Professionswissen: Eine systematische Überblicksarbeit zu einstellungs- und motivationsbezogenen Einflussfaktoren auf die Nutzung digitaler Technologien im Unterricht“ stellt die Forschungen und Forschungsergebnisse vor.
Thematisiert werden in der Zeitschrift zudem Konzeptionen von Lehrkräftefortbildungen zu digitalen Medien, die Frage der Bildungsfinanzierung sowie Gedanken zur Nachfrage und Auslastung von Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer.