März 2023

Zeitschriften-Umschau (März 2023)

Medienbildung, Medienpädagogik, Medienkompetenz – auf dieser Seite stellen wir Artikel aus aktuellen Fachzeitschriften vor. Viele davon können online gelesen oder heruntergeladen werden.

Verschiedene Zeitschriften zum Thema Medienbildung

Verschiedene Zeitschriften zum Thema Medienbildung

Konstruktiver Journalismus

M&K Medien & Kommunikationswissenschaft 70 (2022, Heft 4)
Open-Access-Journal, herausgegeben und redaktionell betreut vom Leibniz-Institut für Medienforschung / Hans-Bredow-Institut (HBI); wendet sich an Wissenschaftler*innen, Journalist*innen sowie Medieninteressierte. Erscheint viermal im Jahr als Zeitschrift und digital. Praktisch: Literatur-Besprechungen und Zeitschriftenlese

Cover der Zeitschrift M&K Medien & Kommunikationswissenschaft (Ausgabe 70 (2022, Heft 4)

Cover der Zeitschrift M&K Medien & Kommunikationswissenschaft (Ausgabe 70 (2022, Heft 4)

Wer sich mit den verschiedenen Arten von Journalismus beschäftigt, trifft u.a. auf thematische Unterscheidungen (z.B. den Wissenschafts- oder den Sportjournalismus), auf Journalismus für ein bestimmtes Medium (z.B. für den Hörfunk oder das Fernsehen) oder auch auf verschiedene Herangehensweisen an ein Thema, die von einem gewissen Grundverständnis des Berichtens bzw. des Berichtenden ausgehen: Hier finden sich Begriffe wie den „idealistischen“, den „neutralen“ oder auch den „konstruktiven Journalismus“. Um den letztgenannten geht es in dem Artikel „Typische Rollenverständnisse konstruktiver Journalist:innen“ (S. 361–382) von Julia Steinigeweg. Die Autorin erläutert zunächst den Begriff „konstruktiver Journalismus“ und analysiert nachfolgend das journalistische Rollenverständnis konstruktiver Journalist*innen. Wofür ist dieses Rollenverständnis wichtig? „Die Analyse journalistischer Rollenbilder ist bedeutsam für das Verständnis des Verhältnisses zwischen Journalismus und Gesellschaft. Die Art, wie Journalist:innen ihre Beziehung zur Gesellschaft definieren, ermöglicht ihnen, die Bedeutung ihrer Arbeit für sich selbst und andere zu legitimieren […], und ist entscheidend dafür, wie sie ihren Beruf praktisch ausüben […].“

Ein anderer Artikel („Albert E. F. Schäffle: Gesellschaft als kommunikatives Netzwerk“ von Philomen Schönhagen und Mike Meißnerist) ist Teil einer M&K-Reihe namens „Klassiker der Kommunikations- und Medienwissenschaft heute“. Vorgestellt wird aktuell das Hauptwerk des Nationalökonomen Albert Eberhard Friedrich Schäffle (1831-1903), „Bau und Leben des Sozialen Körpers“. Schäffle schreibt darin über die soziale Kommunikation als ein diskursives Netzwerk. Hiervon ausgehend lassen sich Parallelen zu einigen gegenwärtigen Verständnisarten von Massenkommunikation herstellen – oder kann Schäffler sogar als „Wegbereiter für ein alternatives, interaktives Verständnis von Massenkommunikation“ aufgefasst werden?

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Medienpädagogische Entwürfe der Zukunft

Medienimpulse – Beiträge zur Medienpädagogik Bd. 61, Nr. 1 (2023)
„Medienimpulse – Beiträge zur Medienpädagogik“ ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift zum Thema Medienpädagogik aus Österreich. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und erscheint vierteljährlich als Online-Magazin.

Cover der Zeitschrift Medienimpulse (Ausgabe 1/2023)

Cover der Zeitschrift Medienimpulse (Ausgabe 1/2023)

Der Schwerpunkt der aktuellen Medienimpulse-Ausgabe liegt auf dem Blick der Medienpädagogik in die Zukunft. Der Fiktion – Science-Fiction, dystopische und utopische Zukunftsszenarien – sollte mehr Raum zugestanden werden, konstruktiv-kritisch in Verbindung mit „wissenschaftlichen und forschenden Methoden“, meinen Alessandro Barberi, Nina Grünberger, Thomas Ballhausen und Johanna Lenhart im Editorial.

Wie können in Lehrgängen der Hochschulen Online-Teilnehmende in den Präsenzunterricht integriert werden? Wie können sie so eingebunden werden, dass sie nicht als räumlich getrennte, sondern als „tatsächlich“ anwesende und teilnehmende Personen gesehen werden und sich als solche fühlen können? Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich ein Entwicklungsprojekt der Pädagogischen Hochschule Wien 2021 bis 2023, dessen Ergebnisse Caroline Grabensteiner, Klaus Himpsl-Gutermann und Erich Schönbächler in dem Beitrag „Hybride Settings als Science-Fiction. Fragen zu Tendenzen der Amorphisierung von Unterricht durch digitale Erweiterungen des Lernraums“ präsentieren. Einzelne Lehr- und Lernsettings werden detailliert erklärt und in Verbindung zu einzelnen Sujets von Science-Fiction gesetzt.

Spannend: Zwei Science-Fiction-Erzählungen bietet Sonja Gabriel in “Was kommt nach der Generation Beta? Zwei fiktive Schultage im Jahr 2073“, in deren Mittelpunkt einmal die Jugendliche Norea steht, die in einer dystopischen Zukunft lebt, zum anderen der in einer utopischen Gesellschaft aufwachsende Junge Cal. Wie sie Bildung erleben, wird anhand eines „typischen“ Tagesablaufs beschrieben.

Um zwei verschiedene Utopien und eine mögliche Auseinandersetzung der Medienpädagogik mit ihnen geht es in einem Artikel von Anna-Lena Brown („Utopien für die (Medien-)Pädagogik? Verhandlungen von Posthumanismus und Transhumanismus in Science-Fiction am Beispiel von Frank Herberts ‚Dune‘“) Vor allem die Anknüpfung an den kritischen Posthumanismus erscheint der Autorin als hilfreich für Forschung, Theorie und medienpädagogische Praxis.

Weitere Beiträge ziehen

  • den Film „Matrix Resurrections“ (2021) für die Frage nach flexiblen narrativen Strukturen als Bildungspotenziale und
  • das Computerspiel „Children of Morta“ (2019) als Vorlage für die Untersuchung der spielerischen Komponenten von Lernen und Imagination heran.

Im letzten Beitrag des Schwerpunkts („Science Fiction oder doch schon Realität? Fragmentarische Gedanken zur Gegenwart“) geht Barbara Zuliani ein auf die möglichen Folgen von Technologie, Automatisierung und künstlicher Intelligenz für unser Leben und die Gesellschaft – beginnend mit einer über 100 Jahre alten Geschichte über eine „Welt, in der eine Maschine das Leben der Menschen beherrscht“, über neue Lernsituationen durch Covid-19 und den digitalen Humanismus von Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld bis hin zu ChatGPT.

Neben dem  Schwerpunkt findet sich noch die Studie „Leben mit Medien. Medienbiografien von älteren Menschen“ von Caroline Roth-Ebner und Christian Oggolder. Mit 21 Senior*innen wurden medienbiografische Interviews geführt, die interessante Ergebnisse bezüglich der Nutzung von Medien, aber auch zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf ältere Menschen ergeben haben.

Außerdem:

  • Christian Swertz: Die Öffentlichkeit der Medienpädagogik. Eine realistische Utopie aus dualistischer Perspektive
  • Erich Schönbächler, Klaus Himpsl-Gutermann, Thomas Strasser: Vom Chat zum Check. Informationskompetenz mit ChatGPT steigern

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Für Demokratie, gegen Polarisierung. Impulse für die politische Medienbildung

merz – Zeitschrift für Medienpädagogik (Ausgabe 1/2023)
Medienpädagogische Fachzeitschrift, hrsg. von Kathrin Demmler, Prof. Dr. Bernd Schorb und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis; erscheint alle 2 Monate. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig.

Cover der Zeitschrift merz (Ausgabe 1/2023)

Cover der Zeitschrift merz (Ausgabe 1/2023)

Im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift merz steht die politische Medienbildung, also ein Miteinander von politischer Bildung und handlungsorientierter Medienpädagogik.

Sabine Achour diskutiert in ihrem Beitrag „Polarisierung der Gesellschaft?“ (S. 10-18) die Gefahr, ob unsere bundesrepublikanische Gesellschaft durch zunehmende (Meinungs-)Polarisierungen in zwei Teile zerfallen könne und inwieweit Soziale Medien durch Filterblasen, Algorithmen, Fake News und Hate Speech dazu beitragen. Verschiedene Meinungen aus Kommunikations- und Politikwissenschaft dazu werden vorgestellt, die zum einen die polarisierenden Effekte von Social Media, zum anderen die Zweiteilung der Gesellschaft an sich in Zweifel ziehen. Nichtsdestotrotz seien einzelne Gefahren durchaus vorhanden, z.B. eine Zunahme derjenigen, die Bestandteile von rechtem und menschenfeindlichem Gedankengut nicht eindeutig zurückweisen – und auch politische Machtlosigkeit, geringeres Demokratievertrauen und Verschwörungsglauben sollten nicht verharmlost werden. Dagegen setzt die Autorin: „Eine nachhaltige und vielfältige Demokratiebildung wirkt.“

Der Artikel „Demokratiegefährdender Polarisierung entgegenwirken. Ansätze der politischen Bildung, Jugendarbeit und Mediation“ (S. 32-40) von Silke Baer konstatiert zunächst, dass die Sozialen Medien seit Jahren von antidemokratischen Gruppen für Fake News und Verschwörungsgedanken genutzt, die Streuung derselben z.T. von Algorithmen verstärkt würden. Doch: Viele Jugendliche zeigten sich, so Baer weiter, recht gut imstande, Manipulationen zu durchschauen. Die Autorin stellt einzelne Projekte zur Medienarbeit mit Jugendlichen vor.

Um den digitalen Alltag und den alltäglichen Umgang mit Daten dreht sich Dagmar Hoffmanns Beitrag „Digitaler Alltag, Datenpraktiken und Subjektautonomie“ (S. 51-59). Die Autorin beschreibt zunächst, was digitale Praktiken seien und ob und wie sie die Gesellschaft verändern könnten. Welche Herausforderungen und Verunsicherungen zeigen sich bei der Nutzung digitaler Technologien im Alltag? Und was sagen sie aus zu unserem Verständnis eines selbstbestimmten, souveränen Handelns?

Außerhalb des Schwerpunktthemas sei noch auf eine in der Ausgabe vorgestellte Fallstudie zu Apps gegen digitalen Stress verwiesen. Es werden verschiedene Arten solcher Apps vorgestellt und einem Alltagstest unterzogen. Lisa Waldenburger, Jeffrey Wimmer und Svenja Stein beschreiben dies in dem Beitrag „Ein gesunder Umgang mit Smartphones? Eine zweistufige Analyse von Apps gegen digitalen Stress“ (S. 68-74).

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Gerecht, digital, nachhaltig! Interdisziplinäre Perspektiven auf Lehr- und Lernprozesse in der digitalen Welt

MedienPädagogik (Themenheft Nr. 52, 2023)
Open-Access-Zeitschrift mit wissenschaftlichem Anspruch und ausgebauten peer-review-Prozessen. Zielpublikum sind Fachpersonen aus Wissenschaft und Praxis, die sich mit Fragen der Vermittlung zwischen Menschen und Medien in pädagogischen Kontexten beschäftigen (Medienpädagogik).

Cover der Zeitschrift MedienPädagogik 52 (2023)

Cover der Zeitschrift MedienPädagogik 52 (2023)

Das Heft widmet sich den Zusammenhängen von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in Verbindung mit Digitalität. Hier und da wird dabei auch das Thema Medienbildung im engeren Sinne (also Bildung über Medien, nicht jegliche Bildung mittels Medien) gestreift. Die Frage nach der „Bildungsgerechtigkeit in digitalen Gesellschaften“ (so der Artikel von Jana Heinz vom Deutschen Jugendinstitut e. V., S. 191–216). Die Autorin führt aus, dass es in der Bundesrepublik bekanntermaßen gewisse Bildungsungleichheiten gebe und diese auch in einer oder durch eine digitale(n) Gesellschaft nicht aufgehoben würden. Allerdings: Zwar wird Bildungsgerechtigkeit bezüglich Digitalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit thematisiert und diskutiert, doch, so Heinz, „ist bisher kaum untersucht, wie Bildungsgerechtigkeit in digitalen Gesellschaften hergestellt werden kann.“ (S. 193) Die Autorin erklärt, wie gerechte Zugangschancen zum Kompetenzerwerb hergestellt werden könnten und welche Voraussetzungen dafür vorhanden sein müssten.

Aufbauend auf Felix Stalders Publikation „Kultur der Digitalität“ (2016) thematisiert Christine Kramer in ihrem Beitrag „Teilhabe in der Kultur der Digitalität. Kinderarmut und die Chancen digitaler Bildung“ die Notwendigkeit, Kindern und Jugendlichen Kulturtechniken der Digitalität, u.a. Referenzialität und Gemeinschaftlichkeit, zu vermitteln. Die Medienbildung müsse „in den Kontext dieser Kulturtechniken“ gestellt werden.

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Hybride Lebenswelten unter Mediatisierungsbedingungen

Diskurs Kindheits- und Jugendforschung (Jahrgang 17, Ausgabe Nr. 4-2022)
Forum für wichtige Ergebnisse der Kindheits- und Jugendforschung, für Theoriebildung und für Fragen der Praxis. Deutsche und internationale Autor*innen aus verschiedenen Fachrichtungen beleuchten die Situation und die künftige Entwicklung der nachwachsenden Generationen in den modernen Gesellschaften sowie die besonderen sozialen und politischen Problemlagen. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig, einzelne wenige Artikel können online gelesen werden.

Cover der Zeitschrift Diskurs Kindheits- und Jugendforschung (4-2022)

Cover der Zeitschrift Diskurs Kindheits- und Jugendforschung (4-2022)

Familie, Peergroup, Schule – das sind die drei zentralen Lebenswelten für Jugendliche. Michaela Kramer und Jane Müller thematisieren in ihrem Artikel „Peergroup und Schule in einer Kultur der Digitalität – Digitale (Bild-) Praxis als Grenzbearbeitung zwischen zwei Lebenswelten?“ (S. 409-423) zwei davon und beschreiben bestehende Grenzen und deutlich zunehmende Entgrenzungen zwischen ihnen. Letztere zeigten sich z.B. in Covid-19-Zeiten mit Distanz- und Hybridlernen, aber auch durch das „Verschwimmen der Grenzen zwischen Informations- und Unterhaltungsangeboten in den jugendlichen Medienrepertoires“ (S. 413). Auch die Verwendung des Smartphones in schulischen Kontexten gehöre hier mit hinein. Hingegen zeigten sich auch weiterhin bestehende Grenzen: So sei bei Jugendlichen eine Bildpraxis zu beobachten, die es im Unterricht kaum gebe bzw. nicht aufgegriffen werde. Der Artikel möchte solche Prozesse theoretisch fassen und empirisch erforschen.

Maximilian Schober, Laura Cousseran, Achim Lauber und Niels Brüggen beleuchten in ihrem Artikel „Und das war dann schon immer sehr gruselig“ den „Umgang von Jugendlichen mit algorithmischen Empfehlungssystemen und Kompetenzanforderungen in hybriden Lebenswelten“ (S. 437-451). Medien spielen eine bedeutende Rolle für die Sozialisationsprozesse von Jugendlichen. Die Wirkung der Medien sei jedoch keine Einbahnstraße, es müsse vielmehr „von wechselseitigen und dynamischen Prozessen“ ausgegangen werden, die sowohl individuelle als auch soziale Komponenten sowie mediale Rahmenbedingungen umfassten. Wie nutzen Jugendliche KI-gestützte Anwendungen wie TikTok oder YouTube und wie verhalten sie sich zu diesen? Welche Auswirkungen haben diese Systeme auf ihre Lebenswelt? Welche Daten liefern sie selbst diesen Systemen? Und was bedeutet das für die Entwicklung von Medienkompetenz?

Die Nutzung von Smartphones in Schulen ist in vielen Fällen untersagt. Zudem wird das „always on“ bei der Nutzung oftmals mit unangenehmen psychischen Folgen in Verbindung gebracht. Wie sehen das eigentlich die Jugendlichen selbst? Dies thematisiert eine Forschung, basierend auf einer qualitativen Fragebogenerhebung von über 500 Jugendlichen in Deutschland, die Andrea Kleeberg-Niepage und Anton Perzy in „Zum Verhältnis von Smartphone und Schule. Die Nutzung digitaler Medien aus der Perspektive von Jugendlichen in Deutschland“ (S. 424-436) vorstellen.

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