Juni 2022
Zeitschriften-Umschau (Juni 2022)
Medienbildung, Medienpädagogik, Medienkompetenz – auf dieser Seite stellen wir Artikel aus aktuellen Fachzeitschriften vor. Viele davon können online abgerufen oder heruntergeladen werden.
Mensch und Maschine
mediendiskurs (Ausgabe 100, 2/2022), früher „tv diskurs“
Die Fachzeitschrift wird herausgegeben von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und informiert über Entwicklungen beim Jugendmedienschutz, in der Medienpolitik und ‑pädagogik sowie verwandten Forschungsdisziplinen; erscheint vierteljährlich. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
Die Zeitschrift beinhaltet neben dem Schwerpunkt „Mensch + Maschine“ (also Künstliche Intelligenz) weitere medienbildungsrelevante Artikel. Der Beitrag „Coping Jugendlicher mit belastenden Onlineerfahrungen“ (S. 14 ff.) von Kira Thiel beschäftigt sich mit den Bewältigungsstrategien Jugendlicher bzgl. unangenehmer Erfahrungen im digitalen Raum: zum Beispiel Cybermobbing, Hate Speech oder Beleidigungen. Auf der Grundlage des kognitionspsychologischen Konzepts des Copings werden verschiedene Strategien beschrieben und erklärt, wann welche Strategie hilfreich sein könnte.
Fabian Wiedels Artikel „Digital Street – Ein Heimspiel für die Medienpädagogik?“ (S. 24 ff.) geht zunächst auf die Probleme der praktischen Medienkompetenzvermittlung ein und beschreibt die Vorteile einer nutzungsbegleitenden Medienpädagogik: Doch wie ist der Zugang zu den Bedürfnissen und Handlungswelten der Heranwachsenden zu gewährleisten? Wie kann man wissen, ob die Kinder und Jugendlichen tatsächlich medienkompetent agieren? Die Lösung könnte eine Art digitales Streetworking sein.
Zum Titelthema „Mensch + Maschine“ findet sich ein Interview mit den Schriftstellerinnen und Philosophinnen Martina Clavadetscher und Raphaela Edelbauer (S. 34 ff.), in dem es um die fast schon übliche Frage geht, ob sich Mensch und eine KI-gestützte Maschine tatsächlich annähern können. Werden Maschinen vielleicht schon bald Emotionen haben, in unvorhergesehenen Situationen autonom Entscheidungen treffen oder eigenständig philosophieren? Werner C. Barg (S. 38 ff.) schaut zurück auf die Filmhistorie des Verhältnisses zwischen Mensch und Maschine: Von Fritz Langs „Metropolis“ (1927) und Charles Chaplins „Moderne Zeiten“ (1936), über „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968), „War Games“ (1983) und den Terminator-Filmen bis hin zu Matrix (1998) und Alex Garlands „Ex Machina (2014) wird die Frage nach Vernunft, Moral und Menschenrechten gestellt. Ebenfalls um den Film geht es in einem Interview mit dem Medienkulturwissenschaftler Dr. Martin Hennig (S-. 44 ff.), genauer um Künstliche Intelligenz, um den künstlich erschaffenen Menschen, z. B. um die Figur des Frankenstein, aber auch um wiederkehrende Narrative und Gender-Stereotype.
Weitere Artikel beleuchten
- die Reform des Jugendmedienschutzstaatsvertrags (JMStV) und und die damit zusammenhängende Frage, wie Kinder besser vor den Gefahren der digitalen Welt geschützt werden können: Wie können technische Vorrichtungen helfen? Kann eine One-Button-Lösung helfen, die Komplexität der einzelnen Anwendungen und Einstellungen für Eltern zu minimieren? Und wie wahrscheinlich ist es, dass international tätige Firmen einen nationalen weg unterstützen? Wie wichtig ist zudem der Dialog zwischen Eltern und Kindern?
- das Jugendschutzprogramm JusProg (S. 52 ff.) und
- die International Age Rating Coalition (IARC), in der sich Jugendschutzinstitutionen verschiedener Länder zusammengeschlossen haben, um Onlinespiele und Apps zu bewerten (S. 58 f.).
Lehre in Zeiten von Corona. Und wir lernen weiter…
Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik (Ausgabe 22, 2022)
Online-Magazin des „Interdisziplinären Zentrums für Medienpädagogik und Medienforschung“ der PH Ludwigsburg; erscheint ca. alle zwei Jahre. Alle Artikel sind online frei zugänglich.
Schon die letzte Ausgabe der LBzM beschäftigte sich mit dem Thema Lehren und Lernen in Pandemie-Zeiten (siehe die Zeitschriften-Umschau des Medienbildungshubs von Dezember 2021). Aufgrund der vielen Beitrags-Zusendungen hat die Redaktion LBzM dem Thema im Mai 2022 eine weitere Ausgabe gewidmet.
Im Beitrag von Gudrun Marci-Boehncke und Matthias O. Rath geht es um Veranstaltungen in der Universität, die nicht nur vom Inhalt, sondern auch von den sozialen Interaktionen und räumlichen Gegebenheiten leben. Für die Online-Veranstaltungen haben die Autor*innen ein Konzept entwickelt, dass die räumliche Dimension für beide Seiten (Lehrende, Studierende) besser erfahrbar macht. Auch der Artikel von Henriette Rau, Susanne Nicolai und Susanne Stoll-Kleemann versucht, die sich durch Online-Veranstaltungen ergebenen sozialen und räumlichen Distanzen mitsamt der dadurch entstehenden abweichenden Lernerfahrungen durch verschiedene Tools auszugleichen. Zudem soll dadurch der Wechsel zwischen physischer Präsenz und Online-Betrieb erleichtert werden.
Zudem wurden Erstsemester-Studierende in einer explorative Umfrage nach ihren Erfahrungen – ihrer Zufriedenheit mit der digitalen Lehre und ihrer Motivation – in den Pandemie-Zeiten befragt.
Sound and Music
TelevIZIon (Ausgabe 35, 2022/E)
Fachzeitschrift, des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen, IZI. Das Institut untersteht dem Bayerischen Rundfunk. Alle Artikel sind online frei zugänglich. Die deutsche Ausgabe erscheint zweimal jährlich, zudem erscheint einmal jährlich online eine englische Ausgabe.
Wie wirken Ton und Musik in Kindermedien auf die jungen Zuhörer*innen? Welchen Einfluss haben sie auf ihre Emotionen und ihre Konzentrationsfähigkeit(en)? Diese und mehr Fragen klärt die neueste Ausgabe der TelevIZIon. Das gesamte Heft ist in englischer Sprache.
Der Artikel „‘When he sank, it went blub blub‘ – Sound and Reception“ (S. 12 ff.) von Maya Götz und Andrea Holler berichtet über eine Studie des IZI zu den Wirkungen von Musik und Tönen. Nach einer allgemeinen Einführung wird die Forschungsmethode vorgestellt. Anschließend werden einzelne Fragen (zum Beispiel nach den Wirkungen unterschiedlicher Musik auf die Wahrnehmung einzelner Szenen eines Kurzfilms) beantwortet – jeweils mit kurzen Zusammenfassungen am Ende eines Kapitels. Ein Ergebnis der Studie lautet: Kinder können wichtige Aussagen des Films besser identifizieren und verstehen, wenn ein professionelles, der Szene angemessenes Sounddesign genutzt wird.
In weiteren Artikeln geht es u. a.
- um Unterschiede in der kindlichen Beurteilung von Musik in (traurigem?) Moll und (fröhlichem?) Dur (S. 21 ff.),
- darum, inwieweit Kinder zwischen weiblichen und männlichen Stimmen unterscheiden können (S. 25 ff.),
- um das Hörempfinden von Kindern bezüglich klassischer Musik (S. 28 ff.) und
- um TikTok (S. 33 ff. und S. 36 ff.) und die Nutzung von Sprachassistent*innen durch Kinder (S. 41 ff.).
Digitale Jugendbildung
merz – Zeitschrift für Medienpädagogik (Ausgabe 3/2022)
Medienpädagogische Fachzeitschrift, hrsg. von Kathrin Demmler, Prof. Dr. Bernd Schorb und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis; erscheint alle 2 Monate. Die Zeitschrift ist kostenpflichtig.
In der neuen merz dreht sich fast alles um das Thema „Digitale Jugendarbeit“: Was wird gerade diskutiert, was praktiziert? Wie viel „digital“ steckt in der gegenwärtigen Jugendarbeit?
Niels Brüggen und Eike Rösch schauen in ihrem Artikel „((Post-)digitale) Jugendarbeit ermöglichen. Aktuelle und zukünftige Perspektiven der ‚digitalen‘ Jugendarbeit“ (S. 11 ff.) zunächst zurück auf die Entwicklungen der letzten Jahre zurück: mit einem Blick auf die Medienpädagogik als wichtige Impulsgeberin für die Kinder- und Jugendarbeit sowie auf konzeptionelle Weiterentwicklungen in diesem Bereich und auch mit einem Blick aus der Praxis der Arbeit heraus.
In einem Interview (S. 23 ff.) mit Dr. Viktoria Flasche, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg, wird zum einen der Begriff „post-digitale Lebenswelten von Jugendlichen“ erklärt, der nicht besagt, dass das Digitale bereits sein Ende gefunden hat; vielmehr ist die strikte Trennung zwischen analoger und digitaler Welt mittlerweile obsolet geworden. Zum anderen werden die Folgen dieser Entwicklung für die Jugendarbeit erklärt: Man sitzt sich nicht immer oder ggf. immer weniger direkt gegenüber, sondern: „(…) ich kann an einem Ort sein, bin aber gleichzeitig mit ganz vielen anderen Räumen potenziell verbunden.“ Wo also können sich Räume für die Jugendarbeit finden und einrichten, wie können sich Jugendliche dort einbringen, ihre Gestaltungsspielräume finden?
Weitere Artikel drehen sich um verschiedene Praxisbeispiele (S. 32 ff.) und um die Erörterung von Rahmenbedingungen (S. 48 ff.), wie digitale Medien in die Jugendarbeit professionell eingebracht werden können.