November 2022
Junge Leute und das öffentlich-rechtliche Fernsehen
Medienbildungsaspekte im Projekt #meinfernsehen2021
Das Projekt #meinfernsehen2021, das 2020 gestartet ist, wollte in einem partizipativen Diskurs die Zukunft des Fernsehens ausloten, indem Nutzer*innen und (bewusste) Nicht-Nutzer*innen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens online ihre Meinungen, ihre Kritik, ihre Ideen kundtun und mit anderen diskutieren konnten. Erste Ergebnisse des Projekts wurden im Mai 2021 auf einer Tagung vorgestellt und diskutiert. Im Oktober 2022 ist ein Sammelband zu #meinfernsehen2021 erschienen, der die Ergebnisse zusammenfasst, einzelne Diskussionen aufgreift, Erkenntnisse daraus entwickelt und dezidiert beschreibt, aber auch das Verfahren und die Qualität desselben zur Erhebung der Daten und Erkenntnisse erläutert. Der Medienbildungshub hat sich besonders für die vier Artikel zum Thema Mediennutzung und -kritik junger Leute interessiert.
Über #meinfernsehen2021
Eine Kooperation des Düsseldorfer Instituts für Internet und Demokratie (DIID) an der Heinrich-Heine-Universität, der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) und des Grimme-Instituts startete im Frühsommer 2020 mit den Planungen eines Projekts, das einen „partizipativen Diskurs über die Zukunft des Fernsehens der öffentlich-rechtlichen Sender“[1] ermöglichen sollte. In den folgenden Monaten wurden sowohl die inhaltlichen als auch die technischen Grundlagen des Diskurs-Verfahrens geplant. „Was muss sich ändern, was sollte erhalten bleiben?“, lautete die Ausgangsfrage rund um das öffentlich-rechtliche Fernsehangebot, die sich an alle Fernsehfans und Bewegtbild-Begeisterten richtete.[2] Welche Inhalte finden zu viel, welche zu wenig Platz? Was erwarten die Nutzer*innen von ARD, ZDF und Co.? Werden die Sender, Sendungen und Programme der Vielfalt unserer Gesellschaft gerecht? Auf einer Beteiligungsplattform konnten in drei Phasen Meinungen eingebracht, geteilt und diskutiert werden.
Am 27. Mai 2021 wurden die Ergebnisse bei einer digitalen Tagung der Öffentlichkeit vorgestellt. Laut Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach konnte aus den Kommentaren der Nutzer*innen Handlungsbedarf für folgende Themenfelder identifiziert werden: „Kommunikationskanäle für Kritik und Anregungen installieren, die Verbindung zwischen Entscheidern und Publikum stärken, Entscheidungen und Strukturen erklären (Sender, Medienpolitik, Medienbildung), Wissenslücken identifizieren und schließen, den Diskurs über die Qualität von Medien öffnen und nicht ausschließlich mit Expertinnen und Experten führen.“[3]
Die Publikation zu #meinfernsehen2021 mit Blick auf Medienbildungsthemen
Im Oktober 2022 erschien ein Sammelband zu #meinfernsehen2021, herausgegeben von Frauke Gerlach, Direktorin und Geschäftsführerin des Grimme-Instituts, und Christiane Eilders, Professorin für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
„Generation und Zukunft“ ist das dritte Kapitel aus dem Themenbereich „Inhaltsthemen“ der Publikation „#meinfernsehen2021. Bürgerbeteiligung: Wahrnehmungen, Erwartungen und Vorschläge zur Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote“ überschrieben. Alle vier Artikel des Kapitels beleuchten vornehmlich die Sichtweisen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm. Da die Beteiligung dieser Zielgruppe an der Diskursplattform sehr gering war, wurden weitere Daten erhoben:
- aus einer zusätzlichen Befragung (eine sogenannte Fokusgruppenbefragung) von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren, durchgeführt vom SINUS-Institut, und
- aus dem „Reuters Institute Digital News Report“ von 2017 bis 2020 zu den Zielgruppen 18- bis 24-Jährige und 25- bis 35-Jährige.
Der Medienbildungshub hat sich die vier Beiträge der Publikation genauer angeschaut, beginnend mit einem Beitrag zur Fokusgruppenbefragung, auf die sich zwei weitere Artikel beziehen.
weitere Informationen zur Publikation „#meinfernsehen 2021“ und kostenloser Download
Fokusgruppenbefragung von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren
„1. Was bedeutet das ,klassische’ Fernsehen für die jüngere Generation? 2. Wie wünscht sich die junge Generation das Fernsehen der Zukunft? 3. Wie muss sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen zukünftig aufstellen, damit es die (jungen) Zuschauenden in Zukunft weiterhin erreicht?“ – Auf der Grundlage dieser drei Ausgangsfragen hat Tim Gensheimer vom SINUS-Institut in Heidelberg 19 Jugendliche, aufgeteilt in eher bildungsnah und eher bildungsfern, zu ihrem TV-Mediennutzungsverhalten befragt. Die Ergebnisse finden sich in seinem Beitrag „Exkurs: #meinfernsehen2021 – zur Sicht der Jugendlichen“ (S. 173-195):
- Das lineare Fernsehen nimmt nur einen kleinen Teil in ihrem Leben ein und konkurriert u.a. stark mit sonstigem Bewegtbild (Social Media, Streaming-Angebote etc.). (S. 178)
- „Gutes“ Fernsehen zeichnet sich dadurch aus, dass es spannend, unterhaltsam, informativ und Wissen vermittelnd ist. Auch das Fehlen von Werbung wird genannt. (S. 180)
- Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird gegenüber den privaten Sendern als seriöser wahrgenommen – u.a. wegen der geringeren Werbeanteile sowie der ruhigeren Anmutung. (S. 181 f.)
- Allgemein möchten die jungen Fernsehzuschauer*innen gut informiert und unterhalten werden. Allerdings schauen bildungsnahe Jugendliche sowohl Informations- als auch Unterhaltungssendungen, bildungsferne eher letztere.
- Bildungsnahe suchen sich ihr Programm aus einem Mix (öffentlich-rechtlich, privat, Streaming-Dienste) zusammen, Bildungsferne schauen eher bei den privaten Sendern fern. (S. 183 f.)
- Nachrichtensendungen spielen bei bildungsfernen Jugendlichen nur eine marginale Rolle (Mitschauen bei den Eltern). Bildungsnahe Jugendliche suchen eher zielgerichtet nach bestimmten Nachrichten zu für sie relevanten Themen, als dass sie sich zu einer bestimmten Uhrzeit eine Nachrichtensendung anschauen. (S. 185)
- Lineares Fernsehen wird von jungen Leuten insgesamt nur wenig genutzt, doch erkennen sie den Wert desselben durchaus an (S. 187) – und regen an, dass es auf unterschiedlichen Plattformen (v.a. YouTube) und Apps verfügbar sein sollte. (S. 188)
- Die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen werden nur selten von den Jüngeren genutzt, z.T. weil das Angebot (zumindest auf den ersten Blick) thematisch uninteressant und eher an ältere Menschen adressiert sei. (S. 188 f.)
- Lobend erwähnt wird von einigen Jugendlichen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender durchaus schon eine Menge für die jungen Zielgruppen leisten. Erwähnt wird hier v.a. das Angebot von funk. (S. 193)
Mediennutzungsverhalten: Vergleich Erwachsene und Jugendliche
Laut Lena Reuters, Grimme-Institut, und Anna Soßdorf, Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, ist es die Altersgruppe der 16- bis 30-Jährigen, die das lineare Fernsehen kaum noch praktizieren, stattdessen Streaming, Mediatheken und Gaming-Portale nutzen. Doch ganz verloren für das traditionelle Fernsehen seien sie noch nicht, betonen die Autorinnen in ihrem Artikel „Fernsehen der Zukunft ‒ Zwischen individueller Programmgestaltung und traditioneller Alltagsbegleitung“ (S. 123-140) – zumindest dann nicht, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereit sei, sich einem Transformationsprozess zu stellen: Neben weiteren Öffnungen hin zu Online-Formaten und ansprechenderen Mediatheken könne das lineare Fernsehen weiterhin seinen Platz haben und behaupten (S. 125). Ggf. finden die jungen Leute später zum linearen Sehen zurück, was nicht unmöglich erscheint angesichts seiner Vorteile, die in den Kommentaren auf der Plattform #meinfernsehen genannt werden: einer gewissen Strukturierung des Tagesablaufs, einer leichteren Orientierung, einem „einfacheren“ Abschalten nach einem anstrengenden Arbeitstag, einer gemeinschaftsstiftenden Funktion (das gemeinsame und gleichzeitige Anschauen einer Sendung), aber auch einer leichter möglichen Konfrontation mit konträren Meinungen (im Gegensatz zum Internet, wo die Gefahr einer Filterblase bestehen könnte). (S. 126 ff.)
Die Autorinnen stellen diese Aussagen und Ergebnisse aus #meinfernsehen2021 den Erkenntnissen aus der oben erwähnten, gleichzeitig durchgeführten Fokusgruppenbefragung unter Jugendlichen zum Thema Fernsehen gegenüber. Hierbei zeigte sich ein recht differenziertes Bild:
- Einerseits erkennen auch die Jüngeren das Fernsehen als ein den Alltag begleitendes und strukturierendes Element an, andererseits schauen sie insgesamt weniger fern – und wenn, dann eher nebenher. (S. 127)
- Sie ziehen es vor, selbst zu bestimmen, was sie wann und wo schauen möchten. Trotzdem schätzen sie durchaus Dinge, die sie aus dem Elternhaus kennen: z.B. die an eine bestimmte Uhrzeit gebundene Nachrichtensendung. (S. 128)
- Das Gemeinschaftsgefühl kennen sie, verbinden es aber auch mit anderen Plattformen als dem „klassischen“ Fernsehen.
- Dass das lineare Fernsehen auch den „Blick über den Tellerrand“ erleichtere, bestätigen die Aussagen der Jugendlichen nicht: Vielmehr werde dies gerade durch die Nutzung unterschiedlicher Plattformen, auf denen sie sich informieren und unterhalten lassen, gewährleistet. (S. 131)
Übereinstimmungen zwischen #meinfernsehen2021-Kommentator*innen und befragten Jugendlichen zeigen sich bei der Bewertung der öffentlich-rechtlichen Mediatheken: In Bezug auf die Usability seien sie Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon Prime unterlegen, da unübersichtlich und schlecht zu bedienen. (S. 129 f.)
Damit in Zusammenhang steht ein weiterer wichtiger Punkt. Jugendliche seien eine andere Mediennutzung gewöhnt: mehr Partizipation, mehr Interaktivität, mehr eigene Produktion. (S. 134) Hier und da Meinungen und Fragen von Zuschauern in einer Talkshow einzubinden reiche ihnen nicht. Zudem werden sie gern mit Neuem überrascht, ohne selbst eingreifend tätig zu werden: „Für sie ist es wichtig, dass sie zufällig über spannende, interessante und unterhaltsame Inhalte stolpern.“ (S. 131) Also ein TikTok-Effekt, nur ohne den Filterblasen-schaffenden Einfluss starker Algorithmen?
Medienbildung und öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Der Beitrag „Zur Rolle der Medienbildung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“ (S. 141-156) von Anna Soßdorf (s.o.) und Viviana Warnken, Studentin der Politischen Kommunikation an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, fragt nach den Erkenntnissen der beiden Forschungsstränge (#meinfernsehen2021 und Fokusgruppenbefragung von Jugendlichen) zum Stand der Medienkompetenzen bezüglich der Nutzung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Kennen die Fernsehenden die Strukturen und Prozesse dieser „klassischen“ Medien, den Auftrag, den die Öffentlich-Rechtlichen laut Medienstaatsvertrag haben? Wie steht es beim ÖRR um das Verhältnis von Bildung und Unterhaltung? Und welche Handlungsanforderungen resultieren aus den Ergebnissen für die Rundfunkanstalten? Diese Fragen beantworten die Autorinnen vor dem Hintergrund der Diskurse rund um die Themen Medienbildung, Medienkompetenzen und Medienkompetenzrahmen.
Nach einem kurzen Blick zurück auf die Anfänge der Medienkompetenzforschung (Baacke) und ihrer Entwicklung bis zu den Kompetenzbestimmungen der Kultusministerkonferenz (KMK) im Jahre 2016 (S. 144) nähern sich die Autorinnen dem Themenfeld Fernsehen/Medienkompetenz über die im Medienstaatsvertrag von 2020 festgehaltene Anforderung der „freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung“, die sich insbesondere an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk richte. Kann dieser mit seinen Angeboten tatsächlich der Bevölkerung auch mehr Medienkompetenz vermitteln? Vielleicht indirekt, so die Autorinnen: durch die „Nutzung hochwertiger Angebote“ und die kritische Auseinandersetzung mit diesen Angeboten. (S. 145)
Leider gehen die Autorinnen nicht darauf ein, dass der Medienstaatsvertrag von 2020 den Medienkompetenzbegriff auch direkt thematisiert. Im 3. Abschnitt, § 30 ist von der Förderung technischer und inhaltlicher Medienkompetenz „aller Generationen und von Minderheiten“ die Rede – und so haben einige Rundfunkanstalten Medienkompetenzportale im Internet und auf Social Media erstellt, die z.T. (siehe als Beispiel das Portal „einfach.Medien“ des NDR) auch die Arbeitsstrukturen und -prozesse von Journalist*innen und Redaktionen erläutern sowie an einigen Stellen passende Beiträge aus dem linearen Fernsehprogramm übernehmen. Der Medienbildungshub erstellt zu den Medienkompetenzportalen des ÖRR seit einigen Wochen eine mehrteilige Reihe: Projekte aus vier Rundfunkanstalten werden bereits vorgestellt und beurteilt.
zur Reihe „Medienkompetenzvermittlung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ im Medienbildungshub
Hinsichtlich des Wissensstands der Fernsehnutzenden über den ÖRR kommt das Projekt #meinfernsehen2021 zu folgenden Ergebnissen:
- Das Wissen um den Auftrag des ÖRR ist, bei Erwachsenen ebenso wie bei Jugendlichen, nur teilweise vorhanden. (S. 146)
- Die Aufgaben des ÖRR werden von vielen vornehmlich in der Bildung und Information gesehen, der Auftrag „Unterhaltung“ (den das ÖRR tatsächlich auch hat) ist umstritten. (S. 147 f.)
- Jugendliche wissen, was eine gute Nachrichtensendung ausmacht und inwieweit sich öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen von privaten unterscheiden. (S. 148)
- Für Jugendliche sind Nachrichtensendungen des ÖRR seriös und glaubwürdig, diese machen aber nur einen Teil ihrer Informationsquellen aus. (S. 148)
Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich nach Ansicht der Autorinnen für die Öffentlich-Rechtlichen die Notwendigkeit, verstärkt über ihre Inhalte, die eigene Struktur und die ihnen zugeschriebenen Aufgaben zu informieren. Fernsehinhalte und Medienkompetenz müssten verstärkt zusammengebracht werden. (S. 154)
Nutzung der öffentlich-rechtlichen Nachrichtenangebote im Netz durch junge Erwachsene
Anne Schulz liefert in ihrem Artikel „Junge Erwachsene und öffentlich-rechtliche Nachrichtenangebote online ‒ Nutzung, Vertrauen und Erwartungen an Objektivität und Unparteilichkeit“ (S. 157-171) ein paar Zahlen, vornehmlich anhand des „Reuters Institute Digital News Report“ von 2017 bis 2020, a) zu der Nutzung digitaler Nachrichtenangebote der öffentlich-rechtlichen Sender durch 18- bis 24-Jährige und 25- bis 35-Jährige, b) zum Vertrauen der Zielgruppe in diese Angebote sowie c) zu ihrer Erwartung bzgl. der Unparteilichkeit.
Zu den Punkten a) und b) kann zusammengefasst werden, dass die Online-Nachrichtenangebote des ÖRR wie z.B. Tagesschau.de, tagesthemen.de oder heuteplus nur von wenigen jungen Erwachsenen genutzt werden, wobei die ARD-Beiträge mit 10 bis 15 Prozent besser abschnitten als die des Zweiten Deutschen Fernsehens (4 bis 7 Prozent, jeweils in den Jahren 2017 bis 2019, S. 159 f.). In der Zeit kurz vor Beginn der Coronapandemie (und damit zunächst von diesem Geschehen unabhängig) und anschließend bis Anfang 2021 konnte die ARD allerdings kräftig zulegen, in der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre sogar auf 30 Prozent. (S. 160) Die Autorin Anne Schulz sieht einen möglichen Grund dafür in „einer gut durchdachten und nachhaltig verfolgten Marketingstrategie“ (S. 164) der ARD. Das ZDF bleibt relativ konstant bei unter 10 Prozent. Erstaunlich ist, dass trotz der insgesamt recht schwachen Nutzung der Online-Nachrichtenangebote die „großen“ Marken Tagesschau und heute für 70 Prozent der Befragten eine vertrauenswürdige Quelle darstellen. (S. 163)
c) „Nachrichtenmedien sollten versuchen, bei jedem Thema neutral zu sein“ und „Nachrichtenmedien sollten jeder Position gleich viel Zeit einräumen“ – diesen beiden Aussagen stimmen deutlich mehr ältere Personen zu (von den ab 55-Jährigen sogar Dreiviertel) als jüngere, die diesbezüglich zurückhaltender urteilen (18 bis 24 Jahre: knapp über 50 Prozent, 25 bis 34: 57 Prozent) und bei einigen Themen dafür plädieren, dass die Medien durchaus auch „klare Kante zeigen“ zeigen sollten. (S. 165 f. und S. 169)
Fazit: Medienbildung und Bewegtbild
Medienbildung betrifft nicht nur junge Leute. Wer allerdings nach der Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens fragt, muss auch die junge Zielgruppe miteinbeziehen – ggf. sogar deutlich mehr, als dies in den letzten Jahren geschehen ist. Die Ergebnisse der oben angeführten Befragungen und Untersuchungen zeigen deutlich auf, dass veränderte Nutzungsgewohnheiten und andere thematische Vorlieben unterschiedliche Formate und neue Herangehensweisen erfordern, ohne dass Bewährtes über Bord geworfen werden muss. Eine dadurch entstehende größere Vielfalt sollte einhergehen mit größerer Nutzerfreundlichkeit, also Übersichtlichkeit und einer einfacheren und intuitiveren Bedienung der Zugänge.
Unter den meisten jungen Leuten scheint unstrittig zu sein, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten seriöse Informationen anbieten. Das ist ein großes, nicht zu unterschätzendes Pfand, das die Rundfunkanstalten gerade in Zeiten großer Unsicherheiten nutzen sollten: mit seriösen Formaten, die junge Leute ansprechen, mit übersichtlichen und leicht zu bedienenden Mediatheken, die den Weg weisen zu weiteren interessanten Angeboten – z.B. mithilfe datenschutzgerechter Algorithmen, die aber nicht zu weitgehenden Filterblasen führen. Lehrenden, Erziehenden und Multiplikatoren aus der Medienbildung sollte dargelegt werden, was sie aus diesem Angebot für ihre Arbeit mit jungen Leuten wie nutzen dürfen.
Verweise
[1] Frauke Gerlach und Christiane Eilders (Hrsg.): #meinfernsehen 2021 – Bürgerbeteiligung: Wahrnehmungen, Erwartungen und Vorschläge zur Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote. Baden-Baden 2022, S. 9.
[2] Grimme-Institut: Einladung zum Mitdiskutieren: #meinfernsehen 2021. Pressemitteilung vom 24. November 2020. Online abrufbar unter https://www.grimme-institut.de/presse/pressemeldungen/d/meinfernsehen-2021 (abgerufen am 31. Oktober 2022).
[3] Grimme-Institut: #meinfernsehen2021 – Ergebnisse zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Pressemitteilung vom 27. Mai 2021. Online abrufbar unter https://www.grimme-institut.de/presse/pressemeldungen/d/meinfernsehen2021-ergebnisse-zur-zukunft-des-oeffentlich-rechtlichen-fernsehens (abgerufen am 31. Oktober 2022).